PAAS VOR SAAS? Die richtige CLOUD-STRATEGIE für Banken
4. Juli 2025 – Der Trend zur Cloud-Migration setzt Vermögensverwalter zunehmend unter Druck, ihre digitale Transformation voranzutreiben. Einer der strategischen Pfeiler einer Cloud-Strategie ist dabei der Wechsel von On-Premise- zu SaaS-Lösungen. Für größere, traditionelle Institutionen stellt sich jedoch die Frage: Sollten sie direkt auf SaaS umsteigen oder lieber einen mehrstufigen Ansatz über PaaS wählen? Ein schrittweiser Migrationsprozess kann für bestimmte Geschäftsfälle eine sinnvolle Option sein, dabei spielt DORA eine gewisse Rolle und Banken bei ihrer IT-Transformation machen typische Fehler.
Die Cloud-Transformation ist längst kein bloßer Trend mehr in der Vermögensverwaltung – sie ist eine Notwendigkeit. Laut KPMG nutzen bereits über zwei Drittel der Banken in Deutschland cloudbasierte SaaS-Lösungen. Dieser Wandel wird nicht nur durch den Wettbewerbsdruck von Fintechs vorangetrieben, sondern auch durch strengere EU-Vorschriften wie DORA, steigende Betriebskosten und den Bedarf an mehr Agilität durch modulare Architekturen. Prognosen gehen davon aus, dass die IT-Ausgaben im europäischen Finanzsektor bis 2028 jährlich um fast neun Prozent steigen werden – deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von fünf bis sechs Prozent. Die Dringlichkeit zur Modernisierung birgt jedoch auch ein Risiko: Viele Institute starten Cloud-Migrationen ohne eine kohärente Strategie.
Reaktive Denkweise vermeiden
Vor allem große Finanzinstitute müssen sich mit komplexen Systemen und strengen internen Compliance-Anforderungen auseinandersetzen. Ein überstürzter, pauschaler Ansatz kann mehr schaden als nutzen. Stattdessen plädieren wir für eine schrittweise Migrationsstrategie, wenn bestimmte geschäftliche Einschränkungen bestehen. Ein aktueller Fall veranschaulicht dies: So startete ein großes Investmenthaus mit einem verwalteten Vermögen von über 100 Milliarden Euro mit der Migration zu einer Plattform as a Service (PaaS)-Lösung, wobei als nächster Schritt eine vollständige SaaS-Umstellung geplant ist. Dieses phasenweise Modell hilft dabei, eine widerstandsfähige IT-Grundlage aufzubauen und gleichzeitig Störungen zu minimieren – und ermöglicht so eine Weiterentwicklung der Betriebsabläufe, ohne sie vollständig umzuwälzen.
PaaS vor SaaS? Welche Strategie für große Finanzinstitute am sinnvollsten ist
SaaS-Lösungen bieten viele Vorteile, wie eine schnelle Einführung, geringer Wartungsaufwand, niedrigere Gesamtbetriebskosten und Skalierbarkeit. Außerdem kann SaaS durch Personalisierung und hybride Bereitstellungsmodelle an komplexe Umgebungen angepasst werden. Das Endziel einer Cloud-Strategie ist immer ein Übergang zu SaaS. Dennoch können traditionelle Unternehmen mit komplexen Altsystemen und strengen Compliance-Anforderungen strategisch davon profitieren, mit PaaS zu starten. Diese Organisationen verfügen womöglich bereits über interne PaaS-Kapazitäten und Layer für die Anwendungsbereitstellung. Der sprunghafte Übergang zu SaaS könnte von einer traditionellen, vielschichtigen Einrichtung als zu disruptiv empfunden werden. In solchen Fällen ermöglicht PaaS den Institutionen, das Plattformmanagement zunächst auszulagern – ein Sprungbrett zur SaaS-Einführung, das eine Unterbrechung des Anwendungsmanagementbetriebs vermeidet. In einem zweiten Schritt kann der SaaS-Übergang durch die Auslagerung von Anwendungs-Support, Verwaltung und Updates abgeschlossen werden. Diese Phase kann nach verschiedenen Ansätzen erfolgen, zum Beispiel ‚Reduzieren und Auslagern‘, ‚Aufheben und Verlagern‘, ‚Aufheben und Optimieren‘”. Umgekehrt riskieren Institutionen, die schnelle und groß angelegte Migrationen ohne ausreichende Vorbereitung durchführen, später kostspielige Anpassungen und mögliche Betriebsausfälle – egal, ob sie SaaS, PaaS oder einen hybriden Ansatz wählen. Einer IBM-Studie zufolge beläuft sich der durch ein Datenleck bei Finanzdienstleistern verursachte Schaden auf durchschnittlich 5,9 Millionen US-Dollar pro Vorfall, was die Notwendigkeit sorgfältig geplanter Strategien zur Cloud-Einführung unterstreicht.
DORA ändert die Spielregeln
Mit dem Digital Operational Resilience Act (DORA), der im Januar 2025 in Kraft getreten ist, gelten neue Anforderungen an die digitale Resilienz von Finanzunternehmen. Was auf den ersten Blick wie eine regulatorische Hürde erscheint, eröffnet neue Handlungsspielräume. Vor DORA mussten Banken oft selbst prüfen, ob Cloud-Modelle aus regulatorischer Sicht vertretbar sind. Jetzt schaffen einheitliche EU-Standards Klarheit – das reduziert die Ungewissheit und stärkt das Vertrauen in moderne Plattformen. Darüber hinaus zwingt DORA die Banken, ihre IT-Architekturen an den Grundsätzen der Resilienz, Transparenz und Prüfbarkeit auszurichten. Damit werden Betriebsmodelle, die auf modularen Architekturen und konfigurierbaren Komponenten basieren, nicht nur attraktiver, sondern auch zu einer regulatorischen Notwendigkeit. Diejenigen, die Compliance jetzt strategisch einsetzen, sichern sich einen Vorsprung. Anstatt nur Risiken zu vermeiden, verlagert sich der Fokus auf die Stärkung von Resilienz und Skalierbarkeit – ein Paradigmenwechsel, den sowohl PaaS- als auch SaaS-Lösungen unterstützen können.
Skalierbarkeit mithilfe der Cloud aufbauen
Die Cloud-Migration muss vom Standpunkt des Kunden aus betrachtet werden. Welche digitalen Anwendungen brauchen die Anleger? Wie können diese direkt mit Middleware und Backend verknüpft werden? Ziel ist es, Daten über alle Systemebenen hinweg in Echtzeit und konsistent verfügbar zu machen. Ein Projekt mit einem großen Vermögensverwalter demonstriert den Erfolg: In der ersten Phase ging das Frontend innerhalb von sechs Monaten live – die digitale Nutzungsrate stieg von 20 auf über 60 Prozent. Im nächsten Schritt wurden das Kundenerlebnis und die Abläufe im Investment-Management zusammengeführt, um Kunden und Beratern gleichermaßen Echtzeitdaten zur Verfügung zu stellen. Objectway unterstützte auch die Integration von drei akquirierten Unternehmen und ermöglichte so ein skalierbares Wachstum. Diese Schritte waren Teil einer umfassenderen Cloud-Strategie, die später zur vollständigen Migration der Backoffice- und Portfoliosysteme auf ein PaaS-Modell führte. Das Unternehmen hat nun mit der vollständigen SaaS-Umstellung begonnen und verfolgt dabei eine „Shift-and-Optimise“-Strategie, bei der bestehende Systeme in die Cloud migriert und gleichzeitig erweitert werden. Dies spiegelt einen breiteren Branchentrend hin zu Cloud-fähigen Lösungen wider, die durch modulare, zusammensetzbare Technologien ermöglicht werden. Das Frontend liefert schnelle Proof Points. Aber ohne ein skalierbares, Straight-Through-Processing-fähiges Backend, das Transaktionen durchgängig automatisiert und ohne manuelle Eingriffe abwickelt, bleibt das Erfolgspotenzial begrenzt. Mit einem modularen Technologieansatz können Unternehmen interoperable Lösungen nutzen, die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind, die Komplexität vereinfachen und gleichzeitig eine robuste Leistung, Anpassungsfähigkeit und Skalierbarkeit gewährleisten.
Monate oder Jahre? So lange dauert die Cloud-Umstellung wirklich
Ebenfalls ein häufiges Missverständnis bei Cloud-Migrationsprojekten: der Zeitrahmen. Viele Institute planen sechs bis zwölf Monate. Das kann realistisch sein, hängt aber stark von der Ausgangssituation und den internen Prozessen ab. Spätestens wenn Altsysteme oder regulatorische Anforderungen eine Rolle spielen, reicht eine kurzfristige Roadmap nicht aus. Objectway setzt auf einen phasenweisen Ansatz mit agilen Meilensteinen, um langfristige Ergebnisse zu gewährleisten. Es ist nicht nur die Technologie, die entscheidend ist, wie der COO weiter ausführt: Die beste Plattform ist nutzlos, wenn das Betriebsmodell nicht mithalten kann. Es braucht agile Teams, eine zukunftsorientierte Denkweise und eine Kultur, die Veränderungen zulässt. Studien von McKinsey und Accenture sprechen von einer „Cloud 2.0“-Ära: Technologie, Datenmanagement, Sicherheit und Benutzererfahrung werden als Komponenten einer ganzheitlichen Transformation gesehen.
Ob PaaS, SaaS oder ein hybrides Modell – es ist entscheidend, dass Banken mit einem Partner zusammenarbeiten, der skalierbare Lösungen liefern kann, die die gesamte Wertschöpfungskette unterstützen. Der Innovationsrahmen muss auf die Ziele des jeweiligen Kunden zugeschnitten sein – sei es die Vereinfachung der Komplexität, die Rationalisierung der Abläufe oder die Umgestaltung des Betriebsmodells.