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Europas Finanzwelt steckt Milliarden in IT, Cloud und Compliance

10. Juli 2025 – Die IT-Ausgaben im Finanzsektor nehmen weiter zu und werden bis Ende dieses Jahres voraussichtlich 58 Milliarden US-Dollar übersteigen. Bei den eingesetzten Technologien gibt es innerhalb Europas aber erhebliche Unterschiede.

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Technologien wie generative Künstliche Intelligenz, Cloud Computing sowie ein starker Fokus auf Compliance und Datenschutz verändern Arbeitsabläufe, Datenmanagement und Kundeninteraktionen. Ein Generationswechsel unter den Investoren beschleunigt die Digitalisierung weiter. Eine alternde Bevölkerung und der Vermögenstransfer zwischen den Generationen führen zu einer wachsenden Nachfrage nach personalisierten Finanzlösungen. Jüngere Anleger erwarten digitale, nahtlose Erfahrungen und transparente Dienstleistungen. Laut einer aktuellen Studie wird mehr als ein Drittel der IT-Budgets für Berater- und Kundenportale, Kundenakquise und Onboarding aufgewendet. Flexiblere, modulare Architekturen und Selbstbedienungsfunktionen gewinnen an Bedeutung.

Ein Vergleich zwischen den europäischen Märkten zeigt, dass 62 Prozent der britischen Institute in die Verbesserung des Kundenerlebnisses investieren und damit an der Spitze liegen, gefolgt von Spanien mit 57 Prozent und Deutschland mit 50 Prozent. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich Frankreich und Deutschland mehr auf die regulatorischen Anforderungen: 80 Prozent der französischen und 60 Prozent der deutschen Vermögensverwalter räumen diesem Bereich Priorität ein. Im Vereinigten Königreich sind es nur 38 Prozent.

Cloud-Migration und SaaS bleiben zentral

Die Umstellung auf Cloud-Lösungen spielt auch in diesem Jahr eine wichtige Rolle. Bereits 44 Prozent der Vermögensverwalter nutzen SaaS- und Cloud-Lösungen für die Kontoführung und Rechnungsstellung. In Deutschland sind diese Lösungen weit verbreitet: 69 Prozent der Unternehmen haben geschäftskritische Aufgaben in die Cloud verlagert – ein deutlicher Anstieg gegenüber 57 Prozent im Vorjahr.

Cloud- und SaaS-Lösungen bieten Finanzdienstleistern eine bessere Skalierbarkeit und ermöglichen es ihnen, schneller auf neue Marktchancen zu reagieren. Diese Flexibilität macht es einfacher, sich an dynamische Marktanforderungen anzupassen und Wettbewerbsvorteile zu nutzen. Es ist ein Trend, der sich in allen Ländern abzeichnet. Es gaben 58 Prozent der Befragten an, im Jahr 2023 mehr kritische Arbeitslasten in die öffentliche Cloud zu verlagern. Diese Zahl stieg auf 65 Prozent im Jahr 2024.

Daten sind der Schlüssel zur Innovation

Angesichts des zunehmenden Einsatzes von Technologien wie Cloud und Künstliche Intelligenz (KI) werden Fragen der Datenverwaltung und -steuerung immer wichtiger. Die Qualität und Governance von Daten sind für viele der befragten Banken von zentraler Bedeutung: 61 Prozent der Vermögensberater sehen in der Datenqualität einen entscheidenden Erfolgsfaktor für den Einsatz generativer KI.

Der Wert von Daten liegt nicht nur in ihrer Menge, sondern auch in ihrer Struktur und Pflege. Ohne gut gepflegte und strukturierte Datensätze kann das volle Potenzial von GenAI nicht ausgeschöpft werden. Auch hier zeigen sich unterschiedliche Ansätze: Während in Deutschland bereits rund 20 Prozent der Vermögensverwalter GenAI in der Produktion einsetzen, liegt der Anteil in den nordischen Ländern bei beeindruckenden 50 Prozent. Generative KI wird zunehmend als Schlüsseltechnologie eingesetzt, um personalisierte Empfehlungen zu generieren und Kundenbeziehungen zu optimieren.

Compliance steht in Deutschland besonders im Fokus

Ein weiteres wichtiges Thema im Jahr 2025 ist die Einhaltung von Vorschriften. Laut dieser Umfrage haben Datenschutz und regulatorische Anforderungen für die Vermögensverwalter in der EU im Jahr 2024/25 mit jeweils 24 Prozent die höchste Priorität – gleichauf mit der Kundenerfahrung. In Deutschland liegt der Investitionsanteil bei beachtlichen 60 Prozent, während in Großbritannien nur 38 Prozent in die Einhaltung von Vorschriften investiert werden. Dies verdeutlicht die unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen und Prioritäten in den einzelnen Ländern.

In der Praxis bedeutet dies, dass Finanzinstitute in stark regulierten Märkten verstärkt auf Compliance-Management-Systeme setzen müssen, um strenge Richtlinien zu erfüllen. Gerade in Zeiten, in denen Datenschutzverletzungen zu hohen Strafen führen können, sind Unternehmen gut beraten, sich auf sichere Datenarchitekturen zu konzentrieren.

Investitionen in generative KI nehmen zu

Die Einführung und Nutzung von generativer KI hat einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsweise von Finanzinstituten. In ganz Europa setzt bereits eine wachsende Zahl von Instituten generative KI in der Produktion, in Pilotprojekten oder in experimentellen Phasen ein – mit besonders hohen Einsatzraten in den nordischen Ländern mit 50 Prozent und der Schweiz mit 33 Prozent.

Im Gegensatz dazu befindet sich Deutschland noch in der Anfangsphase der Implementierung von generativer KI, wobei nur 20 Prozent der Unternehmen diese Technologie aktiv nutzen. Der zunehmende Einsatz von KI und Automatisierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Wettbewerb in der Vermögensverwaltung. Diese Technologien ermöglichen es den Finanzinstituten, schneller und genauer auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zu reagieren und personalisierte Dienstleistungen anzubieten. Zugleich entsteht eine neue Wettbewerbsdimension: Wer den technologischen Wandel schnell und effizient bewältigt, wird langfristig einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil haben.

IT-Budgets wachsen und Deutschland setzt auf Datenschutz

Die IT-Ausgaben in der Vermögensverwaltung steigen weltweit, wobei Europa als besonders wachstumsstarker Markt hervorsticht. Bis Ende dieses Jahres werden die IT-Budgets voraussichtlich auf 58,7 Milliarden US-Dollar ansteigen – ein Zuwachs von 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ausgaben konzentrieren sich auf fünf Schlüsseltrends: Verbesserung der Kundenerfahrung, Einsatz von Cloud-Lösungen, Einführung generativer KI, Gewährleistung einer besseren Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Verbesserung des Datenmanagements. Insbesondere in Großbritannien und Deutschland gibt es erhebliche Unterschiede bei den Prioritäten der IT-Ausgaben. Während in Großbritannien das Kundenerlebnis stärker im Vordergrund steht, dominieren in Deutschland die regulatorischen Anforderungen.

Für Banken und Vermögensverwalter wird es entscheidend sein, ihre IT-Investitionen sowohl auf lokale Bedürfnisse als auch auf globale Trends abzustimmen. Der technologische Wandel – insbesondere in den Bereichen KI und Cloud – wird sich in den kommenden Jahren weiter beschleunigen und den globalen Wettbewerb neu definieren.