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Cloud-Transformation mit Bedacht planen

1. Oktober 2025 – Die Digitalisierung des Finanzsektors schreitet rasant voran – getrieben durch regulatorische Anforderungen, steigende Kundenerwartungen und den technologischen Wandel. In diesem Zusammenhang stehen viele Banken und Vermögensverwalter vor einer zentralen Frage: direkt in die SaaS-Welt einsteigen oder zunächst mit PaaS die technologische Basis stabilisieren?

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Die Cloud-Transformation ist längst keine reine IT-Angelegenheit mehr, sondern ein zentraler Bestandteil der Geschäftsstrategie.

Während junge Fintechs und Herausfordererbanken bereits vollständig auf Software-as-a-Service-Modelle (SaaS) setzen, sehen sich etablierte Finanzinstitute häufig mit komplexeren Herausforderungen konfrontiert: Über Jahrzehnte gewachsene Systeminfrastrukturen, hohe Altlasten und komplexe interne Compliance-Regeln machen eine vollständige SaaS-Migration kurzfristig oft schwer umsetzbar oder risikobehaftet.

In solchen Fällen hat sich eine schrittweise Migrationsstrategie bewährt: Der erste Schritt besteht im Wechsel zu einer Platform-as-a-Service-Lösung (PaaS), bei der das Plattform-Management extern erfolgt. Die Anwendungen verbleiben zunächst in interner Verantwortung. Dadurch entsteht die technologische Grundlage, auf der im zweiten Schritt eine vollständige SaaS-Migration folgen kann – durch Auslagerung von Anwendungsbetrieb, Management und Updates.

Die Migration beginnt aus Sicht des Kunden

Cloud-Migration darf nicht nur technisch gedacht werden – sie beginnt aus Sicht des Kunden. Gerade im Private Banking und Wealth Management müssen Finanzinstitute, um den steigenden Erwartungen der Investoren gerecht zu werden, digitale Anwendungen anbieten, die nahtlos, reaktionsschnell und individualisierbar sind. Dafür reicht ein modernes Frontend allein nicht aus – notwendig ist eine tiefe Integration mit Middleware und Backend-Systemen. Technologie, Datenmanagement, Sicherheit und Kundenerlebnis sind als Bestandteile einer ganzheitlichen Transformation zu verstehen. Das Ziel ist klar: eine durchgängige, in Echtzeit verfügbare Datenlage über alle Systemschichten hinweg – für ein wirklich nahtloses Erlebnis, robuste Performance und Skalierbarkeit.

Mit dem Inkrafttreten des Digital Operational Resilience Act (DORA) der EU im Januar 2025 sind die Anforderungen an die digitale Resilienz im Finanzsektor deutlich gestiegen. Was zunächst wie ein regulatorisches Hindernis wirkt, eröffnet strategische Chancen: DORA zwingt Banken dazu, ihre IT-Architekturen auf Resilienz, Transparenz und Nachvollziehbarkeit auszurichten. Modulare Betriebsmodelle mit konfigurierbaren Komponenten sind nicht mehr nur attraktiv – sie werden zunehmend unerlässlich.

Der Wandel ist längst nicht mehr nur risikogetrieben, sondern zielt auf den Aufbau skalierbarer, zukunftsfähiger Systeme. Sowohl PaaS als auch SaaS spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Aber selbst die beste Plattform ist wertlos, wenn das Betriebsmodell nicht mitzieht. Es braucht agile Teams, zukunftsorientiertes Denken und eine Kultur, die Veränderung zulässt. Dabei gibt es kein Patentrezept – Strategien wie “Lift and Shift”, “Reduce and Externalize” oder “Lift and Optimize” helfen dabei, je nach Ausgangssituation das passende Migrationsmodell zu wählen. Denn der schnellste Weg ist nicht immer der resilienteste.

Modulare Architekturen müssen konsequent eingesetzt werden

Ein weiterer Schlüsselfaktor für erfolgreiche digitale Transformationsprojekte ist der konsequente Einsatz modularer Architekturen. Gerade für größere Institute mit komplexen IT-Landschaften bietet ein Composable-Architecture-Ansatz die notwendige Flexibilität, bestehende Systeme schrittweise und ohne funktionale Unterbrechungen oder Parallelstrukturen zu modernisieren.

Solche Architekturen ermöglichen es, neue Komponenten wie Kundenportale, Reporting-Funktionen oder Drittanbieterschnittstellen schnell und reibungslos zu integrieren. Anstelle monolithischer Redesigns entsteht so ein Umfeld, in dem einzelne Module unabhängig entwickelt, ersetzt oder skaliert werden können. Das reduziert nicht nur Implementierungsrisiken, sondern unterstützt auch eine agile Betriebsorganisation.